Der Ursprung des Auerbach-Sprungs

Der Auerbach-Sprung fasziniert mich. Er ist einer der vier „Grundsprünge“ des Turmspringens. Es gibt den Salto vorwärts, den Salto rückwärts, den Delphinsprung und eben den Auerbach. Der Auerbach ist der einzige Sprung dieser Reihe, der nach einer Person benannt ist. Deshalb ist er besonders. Er ist aber auch der eine Sprung für wahnsinnige. Denn es ist der Sprung, bei dem sich der Springer direkt auf das Brett zustürzt ohne dieses zu sehen.

In einer kurzen Erklärung: beim Vorwärtssalto steht der Springer mit dem Gesicht zum Becken (Rücken zum Sprungbrett) und dreht sich Richtung Becken. Beim Rückwärtssalto steht der Springer mit dem Rücken zum Becken und dreht sich rückwärts. Der Delphinsprung wird komplexer: der Springer steht mit dem Rücken zum Becken und dreht sich vorwärts. Der Kopf bewegt sich also auf das Sprungbrett zu, der Springer muss weit genug hinausspringen, um nicht mit dem Kopf auf dem Brett zu landen. Beim Auerbach nun wiederum steht der Springer mit dem Gesicht zum Wasser und dreht sich rückwärts. Der Hinterkopf geht Richtung Sprungbett.

Im realen Leben sieht das in seiner einfachsten Variante so aus:

Die meisten Menschen ergänzen den Auerbach noch mit Saltos und Schrauben. Die enzyklopädische Erklärung bietet die Süddeutsche Zeitung. Selbst für erfahrene Springer kann es gefährlich werden.

Aber meine vage Frage blieb: „Was ist Auerbach?“ Ich stolperte über den Hallore, späteren Schwimmlehrer und späteren Schwimmbadbetreiber Wilhelm Auerbach. Dieser war um 1900 in Berlin aktiv. Alle Spuren sprachen dafür, dass der Auerbachsprung auf diesen Wilhelm Auerbach zurückging.

Aber trotz allem Suchen. Bisher blieb ich stecken. Weder erfuhr ich mehr über Wilhelm Auerbach, noch über den Auerbachsprung. Bis ich heute durch die digitale Landesbibliothek Berlin stöberte. Ich stieß einen Beitrag aus dem Jahr 1936 von Gustav W. Putzke: „Von der „Schwimmhütte“ zum Millionenbad “ in den die Mitteilungen des Vereins für Berliner Geschichte, die diesen kurzen Absatz enthielt:

Es entstanden zwar an vielen Stellen der noch Schwimmanstalten = es sei hier an die die in Berlin und in anderen Orten entstandenen Auerbachsche Badeanstalt erinnert, in der der „Auerbachsprung“ entstand, einer der schönsten und schwierigsten Sprünge, erstmalig 1892 von dem jetzigen Führer des deutschen Schwimmsports Georg Har (Berlin) öffentlich gezeigt.

Es war gar nicht Auerbach selber. Es war seine Badeanstalt! Ist dies ein neuer Hinweis? Eine Quelle von 1936, die einen zeitgenössischen „Führer des deutschen Schwimmsports“ anpreist, ist mit Vorsicht zu genießen. Aber die Idee – es war nicht Auerbach, sondern sein Schwimmbad – ist es Wert, weiter verfolgt zu werden.

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4 Kommentare

  1. Sándor

    Servus,
    da mein Sohn mir gerade über den Auerbach Sprung erzählt, bin ich auf Deiner Seite gelandet. Vielen Dank für die Erklärung.
    Lustiger Weise haben wir dabei festgestellt, dass die nette Stimme im Video dazu seine Trainerin war.
    Viele Grüße aus Dresden.
    Sándor

    • Lieber Sándor, das ist ja ein Ding und die Welt ist klein.. Aber es freut mich ja sehr auf diesem Weg von der Trainerin zu erfahren. Viele Grüße an den Sohn!