„Ihr Narren!“ möchte ich seit Jahren rufen, wenn mir Leute von der Renaissance des Freiwasserschwimmens in anderen Ländern Europas vorschwärmen. Sie bewundern das Schwimmen in Seen, Flüssen und Meeren. Fragen sich und mich, warum wir noch im Freibad herumhängen.

Meistens bin ich höflich. Denn natürlich gibt es wenig besseres als Freiwasserschwimmen. Meine Frühjahrausflüge an die Berliner Krumme Lanke gehören zu meinen besten Schwimmerlebnissen. Am Kremmener See verbrachte ich die letzten Jahre den halben Sommer. Und natürlich geht nichts über das Anbaden und Abbaden und dazwischenbaden an der Nordsee.

Aber: der Grund, warum Freiwasserschwimmen so boomt, ist betrüblich. Die Frage, warum Deutsch im Freibad schwimmen ist einfach: weil sie es können! Die Frei- und Hallenbadlage in Deutschland ist schlimm. In vielen anderen Ländern ist sie noch viel schlimmer. Dort, wo keine Bäder sind, muss mensch in die natürlichen Gewässer.

Seit 2020 kann ich mir die Diskussion sparen. Die Bäder sind noch vorhanden, aber geschlossen. Die Schwimmer*innen werden einerseits erfinderisch, weichen aber auch in das Freiwasser aus. Neoprenanzüge sind kaum mehr zu bekommen, die üblichen Schwimmforen tauschen sich mit den besten Tipps aus.

Da aber das beste deutsche Schwimmen Nordseeschwimmen ist, freute ich mich über den Beitrag im NDR Eiskalt: Wasserballerinnen trainieren in der Nordsee. Anscheinend ausgelöst durch diesen Beitrag in der Dithmarscher Landeszeitung: Eisbaden in Nordsee und Eider.

Wo der NDR ein Schwimm-Korrespondenzteam an die Nordsee entsandte, entdeckte dieser ein umgebautes Windrad, das heute als Schwimmhalle dient.

Was dieses Jahr leidet: das traditionelle Neujahrsanbaden, hier als Bericht über das ausgefallene Schwimmen am Ihlsee im östlichen Schleswig-Holstein.

Leider scheint der NDR eine Redaktionspolitik zu erfolgen, der das Teilen von Videos bei Facebook erlaubt, nicht aber am kleinen Eckblog in der Nachbarschaft. Ich prangere das an!

Deshalb: ich freue mich auf mein diesjähriges Nordseebaden – bei etwas höheren Temperaturen und weise noch auf das Berliner Schwimmblog hin, das auch dieses Jahr den See für sich entdeckte: Schwimmen im See-Sechs Monate geschwommen um zu bleiben.